Freitag, 27. November 2015

Neue Aufgaben, neue Herausforderungen

Das war die "Feria", wo alle Kinder auf dem Schulhof Essen verkauft haben
Damit ich es nicht vergesse, beginne ich gleich mit meiner neuen Adresse, bei der sogar Päckchen ankommen!!! :) (allerdings müssen sie unter zwei kilo sein, sonst zahle ich Zoll)

Hannah Höschele
Fundacion el sauce
Samaipata, Bolivia

Heute sind es genau zwei Wochen, die wir schon im neuen Projekt sind. So langsam kann ich mir alle Namen der Kinder merken, weiß wie man das hiesige Brot bäckt, dass sogar fast an das deutsche herankommt, und bin durch die vormittagliche Gartenarbeit schon ordentlich braun geworden.
Morgens sollten wir um halb sechs aufstehen und die Kinder wecken (meistens wird es eine viertel Stunde später), um dann das Frühstück vorzubereiten. Danach folgt eine Andacht und Morgensport, den ich meistens leite. Ein Video vom Schüttelhit folgt auf jeden Fall!! :D
Nach dem Frühstück gehen alle Kinder in die Schule und das bedeutet für uns entweder aufzuräumen oder im Garten zu arbeiten. Wir haben uns in Zweiergruppen aufgeteilt, sodass wir immer im Wechsel im Garten oder im Haus sind. Mittagessen kocht das Haus-Team (wir essen übrigens vegan) und danach ist ein bisschen Zeit zu entspannen... die Kinder sollen nämlich ihre Hausarbeiten in dieser Zeit erledigen. Allerdings gibt es oft Situationen wie heute, wo ich ewig lang ein Kind suchen muss damit dieses abwäscht, damit drei andere endlich das Geschirr spülen, abtrocknen und es wegräumen können. Gleichzeitig kommt noch die kleinste und erzählt einem wieder irgendwas meega wichtiges, wie dass die Katzen einen Käfer gefunden haben und zu guter Letzt entwischt der pubertierende Junge, der grade das Bad putzen sollte.
Aber gut, zurück zum Tagesablauf. Nachmittags hat Mikelle mit einigen Gitarrenunterricht und danach gehts noch einmal ab in den Garten. Gegen sieben gibt es Abendbrot (meistens Früchte und Brot) und nach einer Andacht und dem letzten mal durchwischen fallen auch wir todmüde ins  Bett... Um uns ein bisschen persönlicher um die Kinder kümmern zu können, haben wir eine "Zimmerpatenschaft" ins Leben gerufen. Ich bin jetzt für den 15 jährigen Rene und 12 jährigen Alex verantwortlich.. ersterer ist seeeeehr cool, weshalb er leider auch nicht bei den Kindermitmachliedern mitsingt, oder auch konsequent meinen Morgensport meidet. Nur einmal habe ich ihn dazu bekommen mitzumachen, indem ich ihm versprochen habe, danach eine Runde wie ein Frosch ums Haus zu hüpfen. Und im Nachhinein weiß ich definitiv warum er so schadenfroh grinsend begeistert bei meinen Übungen mitgemacht hat! Ich hatte noch Tage danach Muskelkater in meinen Beinen!!
Alex ist ein kleiner Sonnenschein, der eigentlich bei allem begeistert mitmacht. Eigentlich, denn wenn Rene in der Nähe ist, will er ihm imponieren und findet plötzlich auch alles langweilig und uncool... das ist etwas schade, aber manchmal kriege ich ihn trotzdem. Abends zB lesen wir manchmal ein Märchen zusammen und es ist Tradition geworden, dass ich auf Deutsch für sie beide bete. Was ich fast vergessen hätte zu erwähnen ist das tägliche Armdrücken, auf das die beiden total stehen.. mal sehen wie lange ich noch gewinne ;)
Durch den straffen Tagesablauf hatten wir bisher noch nicht so viel Zeit um unserer Kreativität freien Lauf zu lassen, aber das wird sich bald ändern. Nächste Woche beginnen die Sommerferien, dh für uns ganz viele Spiele, Abende am Lagerfeuer, campen gehen und vielleicht kann ich sogar ein Baumhaus mit den Jungs bauen, das wäre so cool!! 
Jetzt ist allerdings erstmal Wochenende und ich wünsche allen einen feliz sabado! ;)

Sonntag, 15. November 2015

Das neue Projekt

Nach einer langen Fahrt kamen wir am Donnerstag Abend endlich im neuen Projekt an: dem Kinderheim "el Sauce". Hier gibt es 16 Kinder (ganze zwei davon sind Jungs), die zwar alle noch Familie haben, allerdings wollte diese sie nicht oder die Regierung hat sie ihnen weggenommen. Wir wohnen drei Kilometer entfernt von Samaipata, einer kleinen aber sehr hippen Stadt (Che hatte irgendwas mit hier zu tun, weshalb überall Hippies und Leute mit Rastalocken rumlaufen ^^). Wenn es regnet werden diese drei Kilometer unpassierbar und die Kinder können nicht zur Schule gehen und Autos bleiben stecken.
Aber zurück zu unserer Ankunft: es war bereits dunkel, sodass wir die Gegend erst am nächsten Morgen in voller Schönheit sehen konnten. Und es ist wirklich so unglaublich schön!! Bewaldete Berge, auf die ich am liebsten alle steigen möchte, Felder, überall kleine gepflegte Häuser, Nachbarn die sich grüßen, Kuhweiden- alles ist viel ländlicher und trotzdem fühlt man sich manchmal nicht wie auf dem Land, sondern wie im Urwald.
Das alles sahen wir an unserem ersten Morgen. Normalerweise gibt es um sechs Uhr morgens Frühstück, doch weil es unser erster Tag war hatten wir Schonzeit.
Meine erste Begegnung mit den Kindern ließ trotzdem nicht lang auf sich warten... gegen sieben bin ich in die Küche, in der Hoffnung die andere Freiwillige (Mikelle aus Kanada) zu finden, weil ich rausfinden wollte wie die Dusche funktioniert. Dort fand ich sie auch, mitsamt einem Kind das mir sofort auf den Arm sprang. Ein bisschen überfordert ließ ich die kleine Fragerunde nach Alter, Herkunft und Namen über mich ergehen und genoss anschließend eine warme Dusche. (purer Luxus für mich; die letzten drei Monate habe ich kalt geduscht)
Am Vormittag haben wir uns auf den Weg in die Stadt gemacht. Alle Schulen haben nämlich einen gemeinsamen "Tag des pflanzens" gemacht, wozu auch die Eltern eingeladen wurden. Anstatt derer sind dann wir für die Kinder aus unserem Heim gekommen.
Sabbats sind wir alle gedrängt im kleinen Minibus in die Gemeinde gefahren. Das war ein sehr schöner Moment, da alle Kinder angefangen haben Lieder zu singen und zu klatschen.. sehr süß. In dem Moment habe ich mich richtig darauf gefreut sie alle irgendwann mal kennenlernen zu dürfen.
Die Gemeinde war klein aber fein und aus Ermangelung an Predigern wurde Pati gleich eingeladen doch das nächste Mal zu predigen :D 
Sabbatnachmittag haben wir uns ein kleines Programm ausgedacht: verkleidet haben wir die Geschichte von Daniel in der Löwengrube gespielt, eine kleine Andacht dazu gemacht, bei der der Leitgedanke war, dass wir mit Gott und guten Freunden auch schwierige Situationen durchstehen können und danach ein paar Spiele gespielt, die alle mit der Geschichte verknüpft und aufgepimpt waren. So haben wir zb bei einem Spiel zwei Gruppen gebildet, die jeweils immer auf eine Decke passen mussten, die wir immer kleiner gefaltet haben. Außenherum war das Feuer des Feuerofens, deshalb durfte kein Fuß draußen sein und alle mussten sich irgendwie aneinander festhalten. Das war besonders schön, weil sie so wirklich miteinander arbeiten mussten. Sonst ist das leider nicht so der Fall; auch wenn die Kinder alle ähnliches durchgemacht haben, sind sie nicht sehr unterstützend zueinander.. ich hoffe das hat unser kleines Nachmittagsprogramm ein bisschen verändert :)

Montag, 2. November 2015

Adios...

Kommenden Freitag ziehen wir um in ein neues Projekt. Ebenfalls ein Kinderheim, aber drei Fahrstunden entfernt von hier und in den Bergen. 
Ich bin ein bisschen traurig, während ich das schreibe, da ich mich hier schon eingelebt habe und außer der Tatsache, dass unser Projekt nicht gelaufen ist, sehr wohl gefühlt habe. An dieser Stelle möchte ich euch kurz von unseren netten Nachbarn berichten, die uns komische Europäern immer weitergeholfen haben.
Gegenüber wohnt eine Familie, die einen Laden hat. Bei ihr kaufen wir fast jeden Abend Brot ein und haben ein kurzes Gespräch über unser Befinden, das Wetter etc. Als die Mutter eines Tages erfuhr, dass ich Durchfall habe und nur Knäckebrot esse, war sie außer sich und hat mir gleich einen Fisch ohne Öl gebraten, weil sie meinte das helfe sehr gut.
Eine andere Familie, die ebenfalls in der Adventgemeinde ist hat einmal zwei Tage und eine Nacht lang auf unsere Babykatzen aufgepasst und sie alle paar Stunden mit laktosefreier Milch gefüttert, ohne am Ende Geld akzeptieren zu wollen. Weiterhin gibt es eine ältere Dame, die uns regelmäßig einlädt, einfach um zu erzählen und die sich jedesmal meega freut uns zu sehen, weil wir ja so lieb und nett und hübsch sind.. :D
Es gibt also zahlreiche Menschen, die ich vermissen werde.. 
Auch das nicht eröffnete Heim liegt mir ein bisschen am Herzen, da wir einfach schon so viel Arbeit  reingesteckt haben. Ich habe heute einen kleinen Spaziergang gemacht und die Gegend fotografiert. Ich glaube ich habe am Anfang verpasst, Bilder von unserem Haus, dem Heim etc. zu posten, deshalb werde ich das jetzt machen, wo wir gehen: (alle Räume die man sieht haben wir gestrichen)

Der Kleiderraum, den wir gespachtelt, gestrichen und einsortiert haben.

Unser Haus..



Der Vorratsraum


der Hauptraum

die Küche



Innenhof links

der Pool


Innenhof im Heim rechts

Heim von außen (die Schrift heißt, dass das Gebäude beschlagnahmt wird- die vorherigen Besitzer besaßen illegale Drogen)



Der Blick aus unserer Haustür auf die Straße

der Garten

Das Haus von hinten- das linke Fenster ist von meinem Zimmer :)


Unser Haus von der Straße aus