Dienstag, 29. September 2015

24. September



Der 24. September ist hier in Santa Cruz ein Feiertag, an dem die ganze Stadt vor allem eins feiert: sich selber.
Abends waren wir bei einer Prozession, bei der alle mehr oder weniger wichtigen Menschen des öffentlichen Lebens in Santa Cruz mitgelaufen sind (Parteien, Gewerkschaften, Feuerwehrmänner, Vereine, offizielle Kaffeeverkäufer). Inmitten des bunten Trubels haben Pati und ich Fahnen der hier regierenden Partei gefunden und fröhlich mitsamt den grün-weiß angezogenen, ebenfalls Fahnen schwenkenden Bewohnern der Stadt mit unseren Fahnen gewedelt.
Im Hintergrund lobte der Moderator Santa Cruz bis aufs Äußerste; so sei sie die "Hauptstadt ganz Südamerikas", der Stolz Boliviens, DIE Wirtschaftskraft und noch einiges mehr in die Richtung... Die Menschen scheinen hier wirklich sehr stolz auf ihre Heimat zu sein.
Aufgund der ganzen Menschenmassen war es nicht immer leicht, seine Tasche im Blick zu haben und so wurde leider Emilys Handy geklaut.

Montag, 28. September 2015

Selbst ist die Frau!!

In diesem Land fange ich an selbstständig zu werden und mir mit Einfallsreichtum und minimaler Ausstattung meine Einrichtungsgegenstände selber zu bauen. Heute z.B ein Hängeregal:




Sonntag, 27. September 2015

Ein historischer Moment.

Wir haben unser Nutella geöffnet!!

Meine Chicas



Der heutige Post wird sich ein bisschen näher mit den Mädels befassen, mit denen ich arbeite, mir ein Haus teile und allgemein hier fast jede Minute verbringe. Als ich sie gefragt habe, was ich denn über sie schreiben soll kam zum einen von Pati "eine verrückter als die andere" und dass hier die ganze Welt unter einem Dach vereint ist.
Pati kommt aus Bayern, hat aber tschechische Wurzeln, Emily ist zur Hälfte österreichisch und zur anderen Hälfte australianisch, Nabil kommt aus Honduras und ich bin aus Deutschland, aber in Tansania aufgewachsen. Und genauso unterschiedlich sind wir auch... Emily ist 29 und hat in Wien mit minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen gearbeitet. Sie ist eine der weltbesten Trösterinnen, egal ob es um Heimweh, Liebeskummer oder Glaubenskrisen geht.. sie hat ein offenes Ohr für alle und schafft es irgendwie alle mit ihrem lustigen Spanisch zum Lachen zu bringen.. :D (sie vermischt spanische mit italienischen Begriffen, obwohl sie gar kein Italienisch kann- es ist allen ein Rätsel! )
Die dritte im Bunde ist Pati. Bei ihrem Bewerbungsgespräch sollte sie sich mit drei Adjektiven beschreiben: laut, extrovertiert und anders war ihre Wahl. Pati bringt Leben in die Bude
 und es ist immer gut sie dabeizuhaben, da sie spanisch spricht und sich nicht so leicht abzocken lässt.
Gemeinsam sind wir ein echt gutes Team und ich bin wirklich froh, ein Jahr mit ihnen verbringen zu können :)

Dienstag, 22. September 2015

Neue Freunde

Heute war ein weiterer arbeitsreicher Tag in Bolivien. Ich habe einen Raum, in dem die Farbe von den Wänden abgeblättert war, mit Fugenmasse und einem Spachtel wieder in einen ansehnlichen Zustand gebracht, während meine Mitfreiwilligen gespendete Kleidung für die hoffentlich bald eintreffenden Jungs sortiert haben.
Inzwischen schocken uns weder Küchenschaben, noch andere Tiere, die sich irgendwie überall verstecken.. obwohl uns die Kakerlakenfamilie im Bücherregal schon an unsere Grenzen gebracht hat (noch einmal alle Ehre an Emily, die sich schließlich dazu durchgerungen hat, den 4 cm großen "Papa-Kakerlaken" in einem Becher nach draußen zu transportieren!!) .
Die im Titel erwähnten neuen Freunde sind ebenfalls tierischer Natur, jedoch um einiges niedlicher... als ich abends noch einmal kurz rausging, wurde ich von lautem, zweistimmigen Gepiepse überrascht: zwei Küken hatten ihre Mama verloren und waren irgendwie in unseren Garten gelangt! Nach einer kurzen Fotosession mit zwei deutschen Freiwilligen wurden sie von Nachbar zu Nachbar getragen. Mit unserem mäßigen spanisch versuchten wir ihr Zuhause wiederzufinden, was uns zwar nicht glückte, allerdings haben hilfreiche Nachbarn sie schließlich an sich genommen, die wussten, wo die beiden hingehören. Schade... ich hätte gern ein paar Hühner gehabt! :)



Donnerstag, 17. September 2015

Unsere derzeitige Hauptaufgabe neben kochen und putzen: das Haus malern. Angepasst an unsere gegebenen körperlichen Möglichkeiten bin ich für oben und Emily für den unteren Teil der Wand verantwortlich. (der Blick sollte übrigens nicht böse, sondern entschlossen und voller Tatendrang aussehen :D )

Dienstag, 15. September 2015

Der erste Monat...

Vor genau einem Monat saß ich im Flugzeug nach Santa Cruz und war ziemlich aufgeregt. Was wird mich erwarten in diesem Land? Wie werden die Menschen/ das Essen/ das Wetter etc.?
Ich glaube immer noch nicht, dass ich alles über Bolivien weiß, aber in diesem ersten Monat habe ich einen Einblick bekommen und mich erstaunlicherweise schnell an manche Dinge gewöhnt.
In diesem Post möchte ich euch wiederum einen Einblick in meinen Einblick geben und endlich all die kuriosen, interessanten und manchmal auch anfangs befremdlichen Dinge aufschreiben, die mir so begegnet sind.


-  ALLES wird frittiert, ob das ungekochte Nudeln oder Teigtaschen sind

-    Egal, wo wir sind, ich bin immer die größte!

-    Die Leute sprechen anders, als ich es gelernt habe.. sie verschlucken die Endungen und sagen „buen dia“ statt „buenos dias“ und „..ta bien“ statt „esta bien?“

-    Man muss das Klopapier in den Mülleimer werfen! Sonst verstopft das Klo.

- Kartoffeln sind Gemüse und kein Hauptnahrungsmittel. So kann es passieren, dass man im Restaurant sitzt und Reis mit Nudeln und Pommes und einem halben Hühnchen bekommt.

- Der Sonnenuntergang dauert viel kürzer, ist immer zur gleichen Zeit und viel schöner als in Deutschland.

- Ich habe ein paar neue Haustiere: in meinem Zimmer existiert nun eine Ameisenstraße (aber es sind keine Ameisen, sondern viel kleiner) vom Fenster bis zur Steckdose.. ich hab noch nicht ganz rausgefunden, was sie da machen, aber ich lade meine elektrischen Geräte ab jetzt woanders.

- Aprospos Steckdosen: die begrüßen jeden Stecker mit einem kleinen Mini-Feuerwerk. Anfangs bin ich ziemlich erschrocken!!

- Man wird Schmutz-unempfindlicher, weil es einfach so viel Staub gibt. (und Fliegen!!!)

- Gemeinde ist hier viel schicker als in Deutschland. (in der Stadt)

- Es gibt unmengen an Früchten.. es ist unglaublich lecker! Papaya ist meine neue Lieblingsfrucht.
- Es gibt Coca Cola in jedem noch so winzigen Laden. Sie ist quasi ein Bestandteil jedes Lebens hier und absolut nicht wegzudenken!

- Genauso wichtig wie Coca Cola ist "pollo" -Hühnchen. Jedes zweite Restaurant heißt so, sie werden auf offener Straße gegrillt und sind kein Fleisch. Als Vegetarier muss man sagen, dass man kein Fleisch und auch kein Hühnchen isst.




- Emily und ich haben Kokosnusswasser aus unreifen Kokosnüssen zu unserem neuen Hauptgetränk erklärt: es ist absolut lecker und fast noch besser ist die wabbelige Schicht in der Kokosnuss, die einmal eine richtige Kokosnuss werden wollte...
(die leckerste war übrigens aus dem Garten der internationalen Polizei, wo ein netter Herr sie Emily geschenkt hat- im Nachhinein der running gag bei uns; Emily klaut Kokosnüsse von der Polizei :D)

- Ich fasse den Duschregler nicht mehr an, da ich durch den Wasserkocherartigen Duschaufsatz, der das Wasser warm machen soll, immer Stromschläge kriege! (die Lösung: kalt duschen oder den Hahn mithilfe der Shampooflasche anfassen)

 

Freitag, 11. September 2015

Das europäische Gefühl

Wisst ihr was für ein Schock es sein kann, ein normales Shopping Center zu betreten? Da unsere eigentlich geplante Tour in die Berge über das Wochenende leider nicht geklappt hat (es regnet und ist mega kalt), haben Pati und ich mit Leo (einem Freund aus der Gemeinde) eine Shopping-Ersatz-Tour geplant. Jedoch wussten wir nicht, worauf wir uns da einlassen und so waren wir maximal überrascht von Dingen wie: einem sauberen, glänzenden Fußboden, Lieder aus den Charts, die in angenehmer Lautstärke im Hintergrund dudelten, freiem Wlan (leider war mein Akku leer, sodass ich diesen Luxus nicht genießen konnte), einem Aufzug, Starbucks (!!), Toiletten, die von selber spülen und Seife, die in Schaumform automatisch durch einen Sensor ausgelöst auf deine Hand kommt.. ihr könnt euch das nicht vorstellen, aber es war einfach nur krass.
Ich hätte nie gedacht, dass man die Heimat als etwas Besonderes und vor allem so Anderes wahrnehmen kann, aber tatsächlich habe ich mich wohl schon so an die Gegebenheiten hier gewöhnt, dass das was eigentlich normal für mich ist, mir vorkam wie etwas fremdes, bei dem man immer wieder neue Dinge entdeckt. (zum Beispiel Rolltreppen... das ist so krass, man stellt sich drauf und es bewegt sich einfach!!)

Donnerstag, 10. September 2015

Rezept Nr. 1: salzige Bananenchips

Mein Ziel mit diesem Blog war, euch an meinem Leben hier in Bolivien teilhaben zu lassen. Und da Essen ein wichtiger Bestandteil nicht nur meines Lebens ist, gibt es heute ein Rezept:

Man nehme:
- ein paar Kochbananen
- Öl
- eine Pfanne
- Salz

Die Bananen müssen geschält und in kleine dünne Scheiben geschnitten werden. (Achtung, das schälen ist ein bisschen tricky; am besten funktioniert es, wenn man die Banane längs ungefähr viermal einritzt und dann die Schale abzupulen versucht- aber Vorsicht, die Finger verfärben sich schwarz davon). Hat man diese äußerst herausfordernde Aufgabe überstanden, muss man die Bananenscheibchen nur noch in die mit viel Öl versehene Pfanne geben und braten/frittieren. Sind sie fertig (erkennt man an der goldgelben Farbe), kann man sie noch mit Salz bestäuben und wie die Bolivianer zu jedem Essen dazuessen... oder einfach so statt Chips essen, was ich bevorzuge. :)

Montag, 7. September 2015

Mein Garten-verschönerungs-Projekt

Seitdem Pati auf youtube ein Video gefunden hat in dem jemand den Cup- Song singt und dazu rhythmisch mit einem Becher auf den Tisch und in die Hände klopft, macht sie in ihrer Freizeit und in der Zeit in der wir warten nichts anderes mehr als das zu üben. Ich versuche mich an der zweiten Stimme und dabei haben wir ziemlich viel Spaß! :D

Doch warum schreibe ich das? Ich habe gemerkt, dass wenn man sich eigene Projekte sucht, die Wartezeit erträglicher wird, das Aufwachen schöner ist (weil man sich auf etwas freut) und man sich selbst einfach sinnvoller vorkommt.

Deshalb...habe ich beschlossen mir ein eigenes Projekt zu suchen: unseren Garten. Noch ist er ein Stück Wildnis, doch ich habe mir vorgenommen, nach und nach kleine Dinge zu verändern. Aus dem ehemaligen Bürohaus habe ich einen großen Blumentopf ergattert, in den schon die ersten dickfleischigen Pflanzen eingepflanzt sind, außerdem habe ich Tomaten in kleinen Bechern in meinem Zimmer ausgesät. Eine Blumensamenpackung habe ich noch aus Deutschland und die ersten Samen einer Papaya sind auch schon getrocknet. 
Ich freue mich schon darauf, Fotos von einem blühenden, gepflegten Garten online stellen zu können ;)

Freitag, 4. September 2015

Ein Tag wie ein Schwamm

Heute morgen, als wir angefangen haben zu putzen, war der Schwamm noch ungefähr 3 cm dick und hatte eine wunderbar kratzige Oberseite. Am Abend haben wir das verbliebene Bisschen weggeschmissen.  Jetzt habt ihr eine ungefähre Vorstellung davon, wie mein Tag war.

Zwischendrin war mir so warm, dass ich mein Gesicht unter den Wasserhahn gehalten habe, doch es gab nichts zum abtrocknen!!  Nichtsahnend greife ich zu dem Zeitungsstapel neben mir (an den Fenstern hat es ja auch geklappt) und als ich wieder in den Spiegel schaue, guckt mich das verzweifelte Gesicht an, das ihr auf dem Foto sehen könnt. Ein Vorteil hätte die neue Farbe: endlich würde mir jeder glauben, dass ich in Afrika geboren wurde...

(nur so: inzwischen finde ich es übrigens auch ein bisschen lustig)

Alltag vs. Abenteuer

Manchmal ist es schwierig, die eigene Situation als aufregend zu empfinden, selbst wenn man sich in Bolivien befindet und die Mitfreiwilligen auf der Fahrt von der Stadt nach Hause in einem der urigen Kleinbusse plötzlich auf der Schnellstraße stehen bleiben.
Manchmal jedoch bekommt man dieses Fremde, Neue und Aufregende am eigenen Leib mit, dass man sich wirklich fragt, ob man das grade wirklich selber erlebt hat!

Viele von euch denken jetzt warscheinlich nur "...Hä?" -aber ich will es euch anhand eines typischen Tages von mir verdeutlichen.

Heute morgen bin ich aufgestanden, habe mir ein Müsli mit den letzten Resten meines deutschen Schoko-Bananen Müslis, Ananas, Bananen und Papaya gemacht und mich darauf eingestellt, dass es bald losgehen wird, da der Plan für den Tag war, das Büro in der Stadt auszuräumen (auch das Büro zieht um- irgendwie zieht grade alles um).
Irgendwie war dann doch noch ziemlich viel Zeit, die wir genutzt haben, um uns schonmal mit Sonnencreme einzuschmieren. Nach noch längerer Zeit hören wir dann das Hupen des Pickups; startbereit klettern wir hinten drauf (am Anfang sehr aufregend, nach zwei Wochen wird es alltäglicher), fahren ein paar Meter, um dann wieder umzudrehen: Straßenbarrikaden. Die Santa Cruzianer in Bolivien könnte man mit den Bayern in Deutschland vergleichen.. Sie wollen unabhängig sein. Zu unserem Leidwesen ist in Bolivien das gängige Protestmittel den Verkehr mittels Barrikaden aufzuhalten und so lautet unsere Aufgabe jetzt: Mittagessen kochen. Die ganze Mannschaft zufrieden zu stellen ist gar nicht so leicht, doch mit Kartoffelgulasch und gekochtem Gemüse kann man eigentlich nichts falsch machen. Denken wir. Am Mittagstisch hockt schließlich ein unglücklicher Fernando, der uns beibringt, dass ein Essen ohne Reis in Bolivien kein Essen ist!
Später dann in der Stadt gibt es so viel zu sehen.. der riiesige Markt mit fast ALLEM, was das Herz begehrt (sogar Nutella), die typischen Marktfrauen mit ihren Schürzen mit den großen Taschen und den zwei geflochtenen Zöpfen, Straßenverkäufer, die Essen frisch zubereiten.. ich glaube ich könnte einen eigenen Post nur für das Stadtbild machen.
Im Büro angekommen heißt es dann putzen, Möbel schleppen und Müll sortieren. (weniger aufregend)
Abends wird nochmal deftig gekocht; man isst hier zum Abendbrot ein für unsere Verhältnisse Mittagessen- würdiges Essen. Deshalb (und auch weil ich es euch beim Auswahlseminar versprochen habe Mädels!!) mache ich jetzt morgens und abends Liegestütze. Wer sich nach dem Jahr mit mir messen möchte ist herzlich dazu eingeladen!! :D